Was soll das sein, Commoning bzw. Commons?
Der Begriff Commoning ist inzwischen international verbreitet. Er geht auf das englische Wort Commons zurück, was im Deutschen häufig als Allmende oder Gemeingut übersetzt wird.
Commoning heißt: Menschen organisieren sich auf Augenhöhe, um miteinander gut auszukommen sowie selbstbestimmt Nützliches und Sinnvolles für sich und andere herzustellen. Es beinhaltet, dass die Beteiligten gemeinverantwortlich darüber entscheiden, was sie brauchen und wie sie Vermögenswerte (gemeinsame Ressourcen, Zeiten und Räume) bewirtschaften, gestalten und verteilen.
Commoning, das steht (vor allem in der westlichen Welt) für eine gesellschaftliche Utopie - eine Vision für alle, die den Kapitalismus überwinden möchten. Auf der anderen Seite gibt es weltweit seit jeher gelebte und gut funktionierende Commons: Menschen, die sich zusammenschließen und selbstbestimmt, nach ihren eigenen Regeln um die Ressourcen kümmern, die sie zum Leben brauchen. Diese Beispiele müssen nur sichtbar gemacht werden!
Commoning fordert die von uns allen verinnerlichte Gewinnlogik des Marktes heraus und beginnt dabei schon mit einem anderen Menschenbild, in dem Menschen bevorzugt kooperieren statt zu konkurrieren.
„Kultur ist gewöhnlich“, befand einmal der britische Soziologe Raymond Williams. Über Commoning lässt sich dasselbe behaupten. Im Grunde ist es gewöhnlich, doch vielerorts ungewohnt und daher herausfordernd.
Bisher wurden drei Felder des Commoning ausführlich beschrieben:
Soziales Miteinander
Selbstorganisation durch Gleichranginge
Sorgendes und selbstbestimmtes Wirtschaften
Allen drei Feldern sind Muster zugeordnet. Sie dienen als Werkzeuge um unser soziales Miteinander, unsere Wirtschaftsweise und unsere Organisationsformen im Sinne der Commons zu gestalten. Dabei sind sie vielseitig einsetzbar ohne konkrete Ausführungen vorzuschreiben. Muster enthalten erprobtes Erfahrungswissen und beschreiben den Kern gelingender Lösungen von Problemen, die in vergleichbaren Kontexten immer wieder auftauchen. Das komplexe Zusammenspiel von Kontext, Problem und Lösung ist dabei entscheidend. Diese drei Elemente werden nie voneinander isoliert.
Viele Muster ergeben eine Mustersprache!
Es gibt bereits verschiedene Mustersprachen, hauptsächlich inspiriert druch die Mustersprache von Christopher Alexander für Städte, Gebäude und Konstruktionen.
Im Semester 19/20 hat die Kleingruppe "Lesekreis" der PW Commons das 2019 erschienene Buch von Silke Helfrich und David Bollier (Frei Fair und Lebendig - Die Macht der Commons) durchgewälzt. In dem Buch werden bereits Muster des gemeinsamen Handels sehr ausführlich beschrieben. Der Lesekreis hat eigene Zusammenfassungen der Muster angefertigt. Diese konnten als kleine Inspiration in die Arbeit an einem Kartenset mit dem Titel "Commoning - Auftakt einer Mustersprache" einfließen, an der unter anderem Silke Helfrich derzeit beteiligt ist. Das Kartenset wird voraussichtlich noch Ende 2020 erscheinen. Vorab könnt ihr euch die Muster bereits online anschauen - im Federeated Wiki. Hier werden die Mustertexte dauerhaft digital zum Lesen und Weiterentwickeln zur Verfügung stehen. Denn dies ist nur der Beginn - eine Mustersprache wächst stetig weiter.
Hier geht es zum Fed.Wiki. Viel Spaß beim Erkunden der einzelnen Muster!