Übers kreative Anpassen und Erneuern
Ein Jahr geht rum, ein Neues beginnt. Eigentlich geht alles weiter wie bisher, aber wir haben den Anlass des Jahreswechsel genutzt, um auf das vorangegangene Jahr zurück zu schauen und möchten hier mit euch teilen, was die AG Commons so bewegt hat.
Etablieren der Commons an der HNEE?
Anfang des Jahres 2022 stand unser Ziel der Verstetigung des Themas Commons innerhalb der HNEE sehr im Vordergrund. Dazu verfolgten wir zunächst vor allem die Stränge, die zur Etablierung der Commons an der Hochschule führen könnten und luden Mitarbeitende der Hochschule und ehemalige Teilnehmende und Tutor:innen der PW Commons im Januar zu einem Workshop über die Zukunft von Commons an der HNEE ein. Zur Vorbereitung beschäftigten wir uns intensiv mit den Selbstreflexionen aus der Projektwerkstatt und uns wurde wieder bewusst, wie wertvoll die Erfahrungen aus der PW Commons für die Teilnehmenden waren. Im Workshop schauten wir in die Vergangenheit aber auch in die Zukunft: was war gut, was kann weg, welche Vorschläge gibt es für ein zukünftiges Format? Die Idee eines „Commons-Centers“ an der HNEE fing an, in unseren Köpfen herum zu spuken. Mit der Auswertung des Workshops wurde unsere Teilnahme an der "Freiraum"-Förderung konkreter. "Freiraum" ist eine wiederkehrende Ausschreibung der Stiftung Innovation in der Hochschullehre und fördert neue Lehransätze. Unsere Ideen passten optimal auf die Ausschreibung und wir versuchten, basierend auf dem Workshop, einen Vorschlag für ein zukünftiges Format zu finden. In einer intensiven Ausarbeitungsphase entstanden gleich zwei Konzepte. Leider scheiterte das Vorhaben am Bewerbungsstopp, der aufgrund der Menge eingehender Anträge unserem Einreichen zuvor kam. Ein harter Tiefschlag. Nichtsdestotrotz half uns das Schreiben der Konzepte zu klären, was wir uns gemeinsam an der HNEE vorstellen konnten.
Der Prozess führte auch zu Treffen mit Vertreter:innen der Hochschule im Frühjahr und Sommer, u. a. mit Uta Steinhardt (seit September 2021 Vizepräsidentin für Studium und Lehre), Matthias Barth (seit September 2021 Präsident der HNEE), Alexandra Wolf (Referentin für Qualitätsmanagement) und Alexander Conrad (Professur für Volkswirtschaftslehre und ehemaliger Prodekan an FB 4). In den Treffen wurde deutlich, dass die HNEE zwar inhaltlich überzeugt und interessiert ist, das Thema Commons an der Hochschule zu halten, es aber an Geldern für eine Verstetigung fehlt. Es wurden Möglichkeiten der Finanzierung diskutiert und Anknüpfungspunkte evaluiert, z. B. eine Veranstaltungsreihe zum Thema Commons zu entwickelt, Commons als fachbereichs-übergreifendes Modul anzubieten oder die Commons in das Erstsemester-Modul "Einführung in die Nachhaltige Entwicklung" (kurz EnE) zu integrieren. Auch eine Anschubfinanzierung durch externe Fördergelder weiterzuverfolgen kam als Option auf den Tisch.
Neben dieser konzeptionellen und hochschulpolitischen Arbeit, setzten wir auch ganz konkrete Dinge um. Mit dem Ziel, die Sichtbarkeit der AG Commons an der HNEE zu erhöhen, stellten wir uns im Juni beim Tag der offenen Tür vor und kamen mit verschiedensten Menschen in z. T. tiefgründige Gespräche über das "ohne Zwänge-Studieren" und Commons-Projekte und Akteur:innen in der Region.
Dann kam der Sommer und mit ihm das alljährliche Auseinander-Strömen.
Zurück aus der Sommerpause ging es schon Anfang August und wir haben rote Fäden wieder aufgenommen und weitergesponnen. Wir haben angefangen uns zu bewegen und unsere AG Treffen auch mal woanders durchzuführen, z. B. in Gerswalde bei Jan oder im Haus mit Zukunft, einem Commons in Angermünde (http://hausmitzukunft.info/).
Neue Wege für die Commons in Eberswalde
Auch unsere Gedanken kamen in Bewegung und uns wurde deutlich, dass wir die Form des Wirkens der AG, die im ersten Halbjahr präsent war, gerne verändern möchten. Die Suche nach einem Platz an der HNEE fühlte sich im Laufe des Jahres zunehmend mühselig und wenig befriedigend an. Wir wollten lieber freiere Formate finden: regelmäßige Exkursionen planen, in verschiedenen Kontexten informieren und einen Ort finden, um von dort aus als Commons präsent zu sein. Wir schauten auch noch einmal auf unsere selbst gesetzten Ziele, aber auch auf unsere Kapazitäten und Perspektiven, um passende Formate für die kommende Zusammenarbeit zu finden.
Zu diesem Zeitpunkt waren Commons bereits Teil des oben beschriebenen EnE-Moduls. Im Rahmen des Moduls entscheiden sich die Studierenden für die Teilnahme an einem Projekt, das Themen der nachhaltigen Entwicklung praktisch erfahrbar machen soll. Towadei und Laura entwickelten als Mentor:innen ein Projektangebot zum Schwerpunkt Commons und Comming, in dem die Studierenden die Möglichkeit bekamen sich mit Commons in Theorie und Praxis zu beschäftigen, ihre eigenen Gruppenprozesse als Ausgangspunkt zu benutzen und die Mustersprache des Commoning kennenzulernen.
Wir rückten auch den zweiten Punkt unserer selbst gesetzten Ziele weiter in den Vordergrund, die Strahlkraft in die Region, und begannen Exkursionen zu organisieren und Vernetzungstreffen anzustoßen. Wir luden ein ins Haus mit Zukunft, um bei einem gemeinsames Essen im Haus und einem Rundgang das Projekt und unsere AG vorzustellen und über Commons zu informieren und gemeinsam zu diskutieren. Wir besuchten den Karla*Hof, gaben einen Input über Commons in der Theorie und Praxis und kamen über die Tauglichkeit der Commons-Theorie für die gesellschaftliche Transformation ins Gespräch. Diese Kontakte mit anderen Menschen und Gruppen nahmen wir fortan zum Anlass unsere Formate, unser Auftreten als Gruppe und unsere interne Zusammenarbeit zu reflektieren und anzupassen. Ein Punkt der uns besonders beschäftigt ist, ob die "AG in der Expert:innen-Rolle" das richtige Format für die Begegnung mit einem Commons in der Praxis ist? Wir nehmen uns vor, unsere Inputs stärker an das Publikum anzupassen, weniger akademische Vorgehensweisen und Abläufe zu nutzen und anstelle von tiefgehenden Details den Austausch in den Vordergrund zu rücken.
Mit dem neuen Halbjahr haben wir auch unseren Fokus auf Anträge bei Seite gelegt. Wir wollten das nun eher umdrehen, d. h. wir konzeptionieren und starten etwas und suchen uns dann eine passende Förderung. Schnell wurde klar, dass das was für unsere langlebige Arbeit als AG notwendig ist, vor allem ein Ort und eine Struktur für Commons in Eberswalde ist. Diese wären u.a. auch nutzbar, um in verschiedenen Formaten an der HNEE präsent zu sein. Perspektivisch kann so ein Ort auch als Praxisbeispiel eines „Commons-Grundkurses“ dienen, um die Idee aus denum eine Idee aus den Förderanträgen im Februar noch einmal aufzugreifen. Wir wünschen uns so einen Raum als konkretes, anfassbares Beispiel für Commoning zu gestalten und als Anlauf- und Ankerpunkt für Interessierte der Stadtgesellschaft zu öffnen. In unserer Gruppe gibt es außerdem bereits konkreten Bedarf für ein gemeinsames, bedürfnisorientiert-gestaltetes Büro für Schreibtischarbeit und so haben wir einen Vorschlag für einen Raum für Commoning und gemeinsam-individuelles Schreibtischarbeiten (Arbeitstitel "GroßTraumBüro") entwickelt und einen Prozess zur Gruppen- und Raumfindung angestoßen. Anfang März wurde bereits der erste potentielle Raum angeschaut. Ins Tun kommen ist nun unsere Devise!
Im Jahr 2022 hat uns vieles bewegt, aber auch wir haben einiges angestoßen. Wir sind zuversichtlich, dass es im kommenden Jahr so weitergeht und freuen uns auf die bereits geplanten Aktionen. So werden wir auch dieses Jahr wieder Inputs in Lehrveranstaltungen halten und unsere Formate ausbauen und weiter anpassen. Wir werden auf Exkursionen gehen und über Commons reden, lernen und forschen. Und wir werden weiter rote Fäden spinnen und uns bewegen.
A propos "wir": Auch die Zusammensetzung unserer Gruppe soll nicht stehen bleiben, sondern sich weiterentwickeln: so haben wir im Februar zum das erste Mal zu einem offenen Treffen eingeladen um Interessierten Menschen Einblick in unser Wirken zu geben und die Wünsche und Bedarfe kennenzulernen. Wer Teil der AG sein möchte, darf sich immer eingeladen fühlen in die Gruppe hereinzuwachsen. Und für wen sich das ein bisschen viel anhört: wir haben seit letztem Jahr auch einen Info-Mailverteiler, über den wir zu Veranstaltungen einladen und Neuigkeiten aus dem Commonsversum teilen: https://lists.riseup.net/www/info/agcommonsverteiler
Bis bald,
eure AG Commons & Gemeinschaffen