Recht auf Stadt! - Aktionstage


In Kooperation  mit der stadtpolitischen Initiative Recht auf Eberswalde veranstalteten  wir, eine Kleingruppe der PW Commons, Anfang Juli 2019 eine ganze Woche voller Programm, das zum Ziel hatte, Orte, Themen und Diskussionen zum  Recht auf Stadt in die Eberwalder Stadtgesellschaft zu tragen.

Leitfragen die uns in der Konzeption der Aktionswoche begleiteten waren z.B.:

> Welche unkommerziellen Freiräume gibt es in Eberswalde? Wie werden sie genutzt,  wie können sie erhalten bzw. weiterentwickelt werden?

> Wie können wir uns kollektiv gegen Verwertungslogik und Gentrifizierung wehren? Was können wir dazu von anderen lernen?

> An welche Orte in Eberswalde lassen sich Verdrängungsprozesse beobachten?

Programmübersicht der Recht auf Stadt - Aktionswoche

Radtour am Montag

Den Auftakt der  Aktionswoche bildete eine Radtour mit dem Thema „Die Stadt ist dein  Garten“. Wir trafen uns am Montagnachmittag an der Stadtschleuse in  Eberswalde und waren mit unserer kleinen Gruppe zwei Stunden am Finowkanal, durch den Wald, am Oder-Havel-Kanal und am Treidelweg entlang unterwegs. Dabei naschten wir Waldhimbeeren und  Nachtkerzentriebe, sammelten Schafgarbe, Dost, Sandthymian, Brennessel,  Mädesüß und Immortelle. Wir lernten, wo überall Obstbäume stehen, welche Ideen und Projekte es zur Essbaren Stadt in Eberswalde gibt, wozu man Johanniskraut und Spitzwegerich alles benutzen kann und was öffentliche Grünflächen überhaupt mit Recht auf Stadt zu tun haben.
Gemütlich ließen wir die Radtour bei selbst gemachter Giersch-Limo und Stullen mit  frisch gerührter Wildkräuterbutter im Schöpfwerk ausklingen.

Kneipengespräche am Dienstag

In der letzten  "richtigen Kneipe mit Geschichte" Eberswaldes, der "Haltestelle“, trafen wir uns am Dienstagabend mit einem Vertreter der Initiative „Deutsche Wohnen &  Co enteignen. Die Berliner Initiative ist momentan dabei ein Volksbegehren auf den Weg zu bringen, um alle Wohnungen von Immobilienunternehmen mit mehr als 3.000 Wohneinheiten in kommunales Eigentum zu überführen. Bei der Veranstaltung, mit mehr als 30  Besucher*innen, wurden Standpunkte und Perspektiven ausgetauscht und so eine heitere, fast dreistündige Diskussion geführt.

Kreative Stadtentwicklung am Mittwoch

Am Mittwoch  wurde es inspirierend: Jan Lindenberg, Dozent im Studiengang Regionalmanagement an der HNE Eberswalde und Grafikdesigner, teilte seine Erfahrungen und Ideen zu kreativem Protest, künstlerischer Aneignung städtischen Raums und den sozialen Aspekten von Stadtdesign mit uns. Man  konnte die angeregten Gedanken förmlich knistern hören.

Critical Mass am Donnerstag

Donnerstags trafen wir uns am frühen Abend auf dem Marktplatz um gemeinsam als Critical Mass zur temporären Theaterzentrale in Finow zu radeln. Dort  trafen wir Matthias Coers, der seinen Dokumentarfilm  „Das Gegenteil von Grau mitgebracht hatte. Seine einleitenden Worte  und der anschließende Film zeigten vor allem eins - dass es dort, wo die Grundrechte wie Wohnen gefährdet sind, es oftmals an den Menschen liegt, sich diese wieder neu zu erkämpfen. Der Film „Das Gegenteil von Grau“  zeigt auf spannende Weise, leicht episodenhaft, wie Leute aus dem  Ruhrgebiet unterschiedlichster Couleur und unterschiedlichsten Alters ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen und für ein Recht auf Stadt, Wohnen und Miteinander kämpfen.

Do It Together am Freitag

In  gemeinschaftlicher Arbeit erstanden am Freitagnachmittag Möbel und Hochbeete aus Paletten für die Gemeinschaftsgartenfläche an der  Eichwerder Straße. Auch die MOZ fand dies berichtenswert: https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1739725/

Zu einem  früheren Zeitpunkt der Aktionswoche sammelten Aktivist*innen von FFF Eberswalde mit Teilnehmer*innen der Aktionswoche Müll auf der  Gartenfläche, um sie für die gemeinschaftliche Nutzung vorzubereiten. Beachtliche sechs Säcke Müll sind dabei zusammengekommen!

Fünf  verschiedene Orte, fünf verschiedene Kulissen, ob an einem fast fertig Sanierten Altbau, einer Baustelle oder einer Hofeinfahrt, die abendliche Kurzfilmtour konnte überall dort Halt machen, wo es einen Stromanschluss für den Beamer und genug Platz für 20 Menschen gab. Mit kurzen Filmchen, die mal künstlerisch-abstrakt, mal realpolitisch-nüchtern oder  kämpferisch waren, ging es mit einer Menge Spaß und viel Stoff zum Diskutieren, Lachen und Nachdenken durch die Stadt.

Brunch am Sonntag

Eines der  großen stadtpolitischen Themen ist derzeit die geplante Bebauung der  Wiese an der Friedrich Ebert Straße. Die Aktivist*innen von Recht auf  Eberswalde und auch wir wünschen uns, ähnlich wie die Akteur*innen in  "Das Gegenteil von Grau" eine Stadtentwicklung, die Raum für  Unkommerzielles und zwischenmenschliche Begegnung schafft und dabei  (Stadt-)Ökologie und die Klimakrise nicht aus den Augen verliert. Es hat uns Mut gemacht zu sehen wie viele Menschen in Eberswalde die Ansicht  teilen (oder zumindest zum Gespräch darüber bereit sind). Mit einem  Brunch, kulinarisch eingerahmt von Faircafé und Bäcker Wiese, dem  stadtpolitischen Wohnzimmer, kleinen Redebeiträgen und intensiven Diskussionen ging unsere Aktionswoche am Sonntag zu Ende.

Danke an alle, die diesen und auch alle anderen Tage durch ihre Anwesenheit, ihr Engagement und ihre Energie bereichert haben.

In der MOZ dazu: https://www.moz.de/landkreise/barnim/eberswalde/artikel4/dg/0/1/1739331/